Aktienmärkte zwischen Hoffen und Bangen

Nach einem vielversprechenden Start ins Börsenjahr 2025 gerieten die Märkte zuletzt unter Druck. Während der DAX nach der Bundestagswahl noch kräftig zulegen konnte, neigen Dow Jones, Nasdaq100 und S&P500 eher zur Schwäche, geplagt von Handelskonflikt- und Inflationssorgen. Aber auch die Aussichten für Deutschland sind trübe, sowohl das Ifo-Institut als auch der Industrieländer-Zusammenschluss OECD senkten ihre Prognosen deutlich und wiesen auf eine Vielzahl von Unsicherheiten hin.

Mit einer „Fiskal-Bazooka“ will Bundeskanzler in spe Friedrich Merz noch vor seinem eigentlichen Amtsantritt das Eis aufbrechen. Nach dem Motto „Nicht kleckern, sondern klotzen“ soll ein durch neue Schulden finanziertes Billionen-Sonderpaket, das gestern den Bundestag erfolgreich passierte, für Investitionen in Rüstung und Infrastruktur genutzt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Allein 100 Milliarden Euro hat sich Merz die Zustimmung der Grünen kosten lassen. Auch wenn das Sonderpaket erfolgreich auf den Weg gebracht wird, sind die Erfolgsaussichten fraglich. Es wäre nicht das erste Konjunkturpaket, dass sich als Strohfeuer entpuppt und kein nachhaltiges Wachstum generiert. Die Kollateralschäden sind aber bereits heute zu sehen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen nähert sich bereits der Marke von 3 Prozent, die Bauzinsen haben ebenfalls deutlich zugelegt.

Das dämpft nicht nur die Erwartungen für die ohnehin bereits gebeutelte Baubranche. Staaten und Unternehmen werden europaweit wieder deutlich mehr Zinsen bezahlen müssen, weil diese deutsche Fiskalentscheidung das gesamte Zinsniveau in Europa erhöht und damit Unternehmensgewinne schmälert und Staatshaushalte zusätzlich belastet. Außerdem werden die Zinspolitik der EZB konterkariert und die Maastrichtkriterien für die Eurostaaten weiter verwässert. Deutschland war einmal der Euro-Musterknabe, diese Zeiten sind vorbei.

Was würden wohl die stets auf Stabilität und Solidität bedachten Väter des deutschen Wirtschaftswunders, der Christdemokrat Ludwig Erhard und der Sozialdemokrat Karl Schiller sagen, wenn sie sehen könnten, wie ein Zauberlehrling das Wirtschaftswunder neu erfindet?
Wer in diesen Tagen mit teuren Kompromissen als Königstiger startet, könnte schnell als rot-grüner Bettvorleger landen! Das wäre sehr schade, für den Tiger wie für uns!

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Newsletter vom 19. März 2025

Martin Braun, Börse Hannover