Jeder Tag ist Kauftag!

Joachim Brandmaier

Von seinem Hoch hat der Dow Jones fast 7.000 Punkte verloren, zeitweise kam an den Börsen sogar Panik auf. In solch turbulenten Zeiten ist es hilfreich, mal darüber nachzudenken, wieso die Kurse auch wieder steigen könnten … und werden: Fallen die Kurse so wie in den letzten Wochen, ist es gerade für Börsenanfänger sehr schwer, einen klaren Kopf zu behalten. In der Wirtschaftspresse lesen sie dann, dass die Kurse extrem eingebrochen sind und die Anleger sich scharenweise von Aktien trennen. Das ist aber so nicht ganz richtig.
 
Die überwältigende Mehrzahl der Anleger hält an ihren Aktien fest!
Wenn Aktien auf Tauchstation gehen, steht in keiner Pressemeldung, dass nur eine sehr geringe Stückzahl von Papieren verkauft wird – im Verhältnis zur gesamten Marktkapitalisierung aller Aktien weltweit. Nur diejenigen, die in Krisenzeiten ihre Aktien in Panik verkaufen, sind es, die letztendlich den Kurs nach unten prügeln. Diese Verkäufer haben dann die herben Rückschläge tatsächlich auch in der Tasche. Die anderen, die breite Masse der Anleger, die wacker an den Aktien festhalten, verkaufen ja nicht und haben somit eben „nur“ einen rechnerischen Verlust, den sogenannten Buchverlust! Das ist ein großer Unterschied.
 
Die Aktien fliegen … in ein anderes Depot!
Ebenso berichtet die Wirtschaftspresse jetzt wieder einmal nur über zahlreiche Verkäufe an den Börsen. So stand es dieser Tage in einer Zeitung, dass die Aktien „geradezu aus den Depots der Anleger fliegen“. Fragen Sie sich bitte bei solchen Schlagzeilen: „Ja, wo bitte fliegen die Aktien denn hin?” Ganz einfach – in ein anderes Depot. Denn jede Aktie, die an der Börse verkauft wird, kann nur dann verkauft werden, wenn ein anderer Börsianer diese dem Verkäufer auch abkauft! Sonst würde es an der Börse erst gar nicht zu einem Handel kommen!
 
Es bleiben am Abend keine Aktien übrig
Letztendlich wechseln mit jedem schwachen Börsentag die Aktien von den zittrigen in die festen Hände. Wenn Sie von massenhaften „Verkäufen” lesen, ist das nur die halbe Wahrheit, der Wirtschaftsredakteur könnte in einem Crash ebenso formulieren: massenhafte „Käufe” – nur eben zu einem niedrigeren Kurs. Das Zukunftsvertrauen und das Durchhaltevermögen derjenigen, die an solchen Tagen ihren Aktien weiter treu bleiben, taucht leider in keiner einzigen Schlagzeile auf. Dort zählt nur eines: der gefallene Tageskurs, den im Grunde mathematisch immer nur eine kleinere Gruppe von Anlegern an düsteren Börsentagen unter sich aushandelt.
 
Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass die Kurse schon bald wieder nach oben drehen …
… aber oft geht es dann doch viel schneller, als man denkt. Die besten Börsentage mit den höchsten Kurszuwächsen finden meist während großer Krisen statt! Nämlich dann, wenn die Stimmung von tiefster Angst in Hoffnung umschlägt. Ein eindrucksvolles Beispiel durften wir vor wenigen Tagen erleben: Als nämlich Donald Trump überraschend verkündete, die meisten Zölle erst einmal auszusetzen, kannten die Märkte kein Halten mehr. Oder denken Sie an den Corona-Crash – wie schnell die Kurse nicht nur wieder auf die alten Hochs gestiegen sind, sondern sogar auf neue Rekordstände. Nicht umsonst lautet mein Motto: „Jeder Tag ist Kauftag!“ Ich empfehle Langfristanlegern, gute Qualitätsaktien zu jeder Zeit zu kaufen, mal ganz oben, mal in der Mitte – aber zu tiefen Kursen erst recht!

Newsletter vom 23. April 2025

Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“

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