Kann Deutschland von dem Rettungspaket in China profitieren?

Dr. Martin Moryson

Seit einiger Zeit schwächelt die chinesische Wirtschaft. Diese Schwäche setzt auch der deutschen Wirtschaft zu. Angesichts der miesen Stimmung im eigenen Land hat die chinesische Führung rechtzeitig vor den Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik zahlreiche Stützungsmaßnahmen angekündigt. Da stellt sich die Frage, inwieweit auch die europäische, und insbesondere die deutsche Wirtschaft von diesen Maßnahmen profitiert.

Deutschland leidet – unter anderem – auch an der wirtschaftlichen Flaute Chinas. Allerdings kommt zu dieser konjunkturellen Schwäche noch ein strukturelles Problem hinzu. Wuchsen früher die deutschen Exporte nach China eins zu eins mit der chinesischen Wirtschaft, stagnieren sie mittlerweile seit einigen Jahren und folgen somit dem dortigen Wachstum nicht mehr. Neben dem von China angestrebten Decoupling, also dem Entkoppeln von der restlichen und vor allem von der westlichen Welt, ist noch ein anderer Treiber dafür verantwortlich: der wirtschaftliche Aufstieg Chinas. Die Produktionskosten liegen in China deutlich unter dem deutschen Niveau. Das war früher ein Vorteil. Deutsche Unternehmen konnten billige Vorprodukte aus China importieren, sie in ihre Produkte, z. B. Autos, einbauen und diese dann teuer in der Welt verkaufen. Inzwischen aber produziert China keine billigen Vorprodukte mehr, sondern preiswerte Konkurrenzprodukte. Der einstige Vorteil hat sich also aus deutscher Sicht in einen Nachteil verkehrt. Der Anstieg der Energiekosten in Europa und die Subventionen chinesischer Produktion haben dieses Problem in letzter Zeit deutlich verschärft.

Etwas Hoffnung gibt es allerdings für die europäische Wirtschaft. Das Entscheidende bei vielen der Maßnahmen Chinas ist, dass sie auf der Nachfrageseite ansetzen, das heißt, dass sie den Konsum stützen sollen. Davon dürften europäische Firmen zwar zunächst nur sehr begrenzt profitieren, schließlich kaufen die Bezieher der Unterstützungsmaßnahmen vermutlich wenige europäische Produkte. Aber mittelbar könnte die europäische – und vor allem auch die deutsche – Wirtschaft dann doch profitieren. Denn wenn der Konsum in China wieder stärker wird, dann werden früher oder später auch wieder die Maschinen gebraucht, mit denen diese Produkte hergestellt werden. Maschinen und Anlagen machen nämlich einen immer größeren Anteil der deutschen Exporte nach China aus, Autos hingegen einen immer kleineren.

Newsletter vom 30. Oktober 2024

Dr. Martin Moryson – Chefvolkswirt Europa
DWS

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