USA: Realwirtschaft und Investitionen wichtiger als Präsidenten
Trump oder Harris, Harris oder Trump? Wünschenswert für den Kapitalmarkt wäre ein klares Ergebnis, denn Unsicherheit mag die Börse nicht. Wahrscheinlich wird aber das Ergebnis, wenn Sie diese Zeilen lesen, noch nicht feststehen. Aufgrund potenzieller Neuauszählungen und gerichtlicher Anfechtungen könnte der Gewinner erst am 11. Dezember bekannt gegeben werden. Das ist der Stichtag, bis zu dem die US-Bundesstaaten ihre Wahlleute für das Wahlgremium „Electoral College“ benennen müssen. Sobald sich der Polit-Staub gelegt hat, gehen wir davon aus, dass die Fundamentaldaten wieder in den Vordergrund rücken und die Marktrichtung bestimmen werden. Folgendes erscheint uns maßgeblich:
1. Das US-Wirtschaftswachstum scheint nachhaltig zu sein. Der US-Arbeitsmarkt scheint nicht mehr überhitzt zu sein, doch er befindet sich noch immer in einer recht stabilen Verfassung. Die Zahlen zu den „offenen Stellen und Personalwechseln“ (JOLTS Report) zeigte, dass die offenen Stellen im September auf 7,4 Mio. zurückgingen. Dieser Wert lag sowohl unter den Konsensschätzungen als auch unter dem Stand vom August von 7,9 Mio. und stellt das niedrigste Niveau seit Januar 2021 dar. Ebenso nahmen im September die realen Konsumentenausgaben um gute 0,4 Prozent zum Vormonat zu, denn auch die Löhne steigen in ähnlicher Rate. Schwächere Zahlen zum Arbeitsmarkt und zur Lage der US-Industrie aus dem Oktober müssen unter dem Vorbehalt der heftigen Wirbelstürme und dem Streik bei Boing gesehen werden, so dass wir ihnen wenig Bedeutung schenken. Insgesamt signalisieren die jüngsten Konjunkturdaten, dass die US-Wirtschaft stärker als bisher angenommen ist. Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft um satte 2,8 Prozent und die beiden Wahlprogramme von Harris bzw. Trump sehen keine Sparprogramme vor. Es sieht eher nach einer weiterhin aggressiv-expansiven, America-First Fiskalpolitik aus.
2. Die Fed dürfte die geldpolitische Lockerung fortsetzen. Der Offenmarktausschuss wird nur einen Tag nach den US-Wahlen eine Sitzung abhalten, wobei am 7. November mit einer Zinsentscheidung gerechnet wird. Die jüngsten Äußerungen der Fed-Vertreter deuten an, dass die vom Markt bereits eingepreiste Zinssenkung von 25 Basispunkten (also 0,25 Prozent) sehr wahrscheinlich ist. Alles andere würde im Politgerangel noch mehr Unsicherheit schüren. Die Fed wird also die Wogen mal wieder glätten müssen. Sie bewegt sich damit auf eine neutrale geldpolitische Ausrichtung zu. Bis zum Jahresende erwarten wir eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozent (18.12.) und eine zusätzliche Lockerung um 1 Prozent im Jahr 2025. In der Vergangenheit waren Zinssenkungen der Fed für Aktien positiv, solange es keine Rezession gab. Hauptsache Trump, so er denn gewinnen sollte, lässt seine Finger von der Unabhängigkeit der Fed. Es könnte sein, dass Trump die zu erwartenden Handelseinbußen bei Handelskriegen gegen China und Europa mit sinkenden Zinsen zu alimentieren versucht. Er dürfte am langen Zinsende aber eher das Gegenteil erreichen.
3. Die Gewinne des Technologiesektors dürften das KI-Wachstum fortgesetzt unterstützen. Inmitten der US-Wahlen und geopolitischen Unsicherheiten gaben einige Technologieaktien in letzter Zeit nach. Die Einzelheiten der Gewinnmeldungen für das 3. Quartal zeigten jedoch u. E eine fortgesetzte Stärke der Ausgaben für die künstliche Intelligenz sowie eine Zunahme der Nutzung und eine bessere Monetarisierung. So erhöhte die Schweizer UBS aktuell ihre Prognose für das Gewinnwachstum globaler Technologieaktien im Jahr 2024 von 20 Prozent auf 22 Prozent. Auch die Wachstumsprognose für 2025 wurde von 16 Prozent auf 18 Prozent nach oben korrigiert. Ausschlaggebend dabei sind die großen Vier: Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta. Sie sind für rund die Hälfte aller KI-Investitionen verantwortlich und dürften KI-Pioniere wie Nvidia oder Taiwan Semiconductor weiterhin erfreuen. Die neuen Investitionen dürften für das Jahr 2024 um 50 Prozent auf 222 Mrd. USD steigen und sollen im Jahr 2025 um weitere 20 Prozent auf 267 Mrd. USD zulegen, mit Luft nach oben! Verhaltener sind allerdings die Aussichten bei den zyklischeren Tech-Segmenten wie PCs und Smartphones von z. B. Apple oder Samsung. Die reagieren sehr empfindlich auf das globale BIP-Wachstum und Konsumentenstimmungen. Sollte es also nach der US-Wahl zu einer Eskalation von Handelskriegen kommen, Vorsicht bitte!
In Summe stufen wir US-Aktien unabhängig vom Wahlausgang positiv ein. Kurzfristige Volatilitäten können u. E. genutzt werden, um ein individuell ausreichendes Engagement in KI-Qualitätsaktien aufzubauen. Egal, ob Harris oder Trump. Kein Präsident sollte es sich mit großen Tech-Unternehmen verscherzen. Die Umkehrung gilt ebenfalls. Und am Ende richtet es wie so oft die Fed. Wir erwarten den S&P 500 Aktienindex im nächsten Jahr recht eindeutig über 6.000 Punkte.
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Carsten Brömstrup – Chefanalyst
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